„Zuschussverlage“ oder: der richtige Weg an die Öffentlichkeit

Man kann es nicht oft genug betonen: Wer ein gutes Buch geschrieben hat, sollte keine exorbitanten Summen für die Veröffentlichung in einem Verlag bezahlen müssen. Niemals. Leider ist das vielen ambitionierten Autor_innen nicht bewusst. Gerade in Zeiten, in denen das Selfpublishing eine immer größere Bedeutung für den Buchmarkt gewinnt, wächst die Bereitschaft, die Manuskripte aus den Schubladen hervorzuholen und sie der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt ist dieser Trend deutlich spürbar: Immer mehr Plattformen für die Erstellung und den Vertrieb von E-Books entstehen, immer mehr Anbieter aus dem Druckgewerbe wenden sich an Privatpersonen, immer mehr Verlage entwickeln „Ableger“ ihres herkömmlichen Geschäftsbereichs, um via Selfpublishing die unkomplizierte Veröffentlichung von Büchern zu ermöglichen. Der genaue Vergleich lohnt sich, denn nicht jeder, der sich „Verlag“ nennt, ist auch ein ehrwürdiger Unternehmer, dem es um die Literatur und die Autoren und nicht nur um deren Geld geht. Nicht oft genug kann vor den sogenannten „Zuschussverlagen“ gewarnt werden. Weiterführende Informationen finden sich beispielsweise beim „Aktionsbündnis für faire Verlage“.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet!

Unter dem Suchbegriff „Buch veröffentlichen“ erscheinen im Internet allein über 4 Millionen Ergebnisse der unterschiedlichsten Dienstleister fürs Selfpublishing – Druckereien, Verlage, reine E-Book-Shops und viele mehr. Bei der Suche nach einem geeigneten Anbieter wird sich zwangsläufig die Frage stellen: Möchte ich mein Buch als Printversion, nur als E-Book oder vielleicht in beiden Formaten veröffentlichen. Dazu habe ich hier einige Hinweise gesammelt.

Auf dem Gebiet der Printbücher stehen Anbieter wie BOD, epubli, tredition u. a. an exponierter Stelle. Sie produzieren Bücher aufgrund der Kaufanfragen von Kunden termingenau – „on demand“. Dafür verlangen sie häufig eine Gebühr für die Vergabe der ISBN oder bestimmte Servicepakete (Lektorat, Covergestaltung, Layout, Werbung). Sie sind Distributoren und schlüsseln klar auf, was sie anbieten und leisten können. Aber auch kleinere Verlage, die ein speziell auf das Selfpublishing zugeschnittenes Profil haben, sollten in die engere Auswahl gezogen werden. Hier lohnt sich ein breiter Vergleich, denn die Anbieter stützen sich auf unterschiedliche Kalkulationsmodelle.

Sobald es um hohe Zuzahlungen oder Festabnahmen geht, sollten Sie die Vertragsbedingungen sehr genau prüfen, denn genau hier trennt sich die berühmte „Spreu vom Weizen“: Wenn von Ihnen verlangt wird, zunächst einmal tief in die Tasche zu greifen, um überhaupt in das „Verlagsprogramm“ aufgenommen zu werden, sind Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit an einen „Druckkostenzuschussverlag“ (DKZV) geraten. Hier ist man in erster Linie an dem Geld der Autor_innen interessiert, nicht an dem literarischen Werk. Oft wird auch gleich in sehr hohen Auflagen gerechnet, was für unbekannte Autor_innen ungewöhnlich ist. Eine Auflage von beispielsweise 1 000 Büchern muss erst einmal verkauft werden, denn das geschieht nicht allein dadurch, dass der Titel eine ISBN erhält und in jeder Buchhandlung bestellbar ist. Die Leserschaft muss wissen, dass es das Buch gibt. Dafür reicht die Aufnahme in den Shop des Anbieters bei Weitem nicht aus, die Werbetrommel muss kräftig gerührt werden – und zwar von den Autor_innen. Ein solches Risiko würde kein professioneller Verlag eingehen, da er immer selbst in Vorkasse geht.

Die DKZV beenden ihre Tätigkeit, sobald der Vertrag unterschrieben ist. Lektorat, Covergestaltung, Werbung, all das passiert (wenn überhaupt) sehr lieblos und kaum auf Autor_in oder Buch zugeschnitten. Zudem ist es sehr schwierig, aus den Verträgen wieder herauszukommen.

Unerfahrene Autor_innen willkommen

Nicht jeder Verlag, der „interessiert an neuen Autoren ist“, will diesen auch wirklich helfen, mit einem gut gemachten Buch eine breite Leserschaft zu erreichen. Die Qualität der Bücher leidet enorm. In den Shops der „Zuschussverlage“ sind daher häufig schlecht lesbare Buchcover mit dilettantischen Zeichnungen zu finden, die mit dem Inhalt des Werkes rein gar nichts zu tun haben. Oft haben die Texte nur ein oberflächliches, wenn auch teures Lektorat bekommen und wimmeln nur so von Fehlern. Das ist ärgerlich für die Autor_innen, die so viel Herzblut in ihr Projekt gesteckt haben, aber auch für die Leser_innen, die ihre vielleicht bestehenden Vorurteile gegenüber den sogenannten „Indie-Büchern“ bestätigt sehen.

Es lohnt sich bei der Auswahl des Verlags also ein Blick in das Verlagsprogramm bzw. den Shop, denn dort ist schnell erkennbar, wie die Bücher veröffentlicht werden – eben lieblos und inhaltlich wahllos oder mit dem nötigen Fachwissen. Häufig zeigen die DKZV auch ein unklares Verlagsprofil, da stehen dann Anekdotenbüchlein neben Gedichtbänden, Fantasy, Kinderbüchern und Kochbüchern. Ein echtes Verlagsprogramm hat eine thematische Ausrichtung, ein guter Verlag spezialisiert sich auf eine Hauptthematik oder ein Genre und damit auf eine Käuferzielgruppe.

Fragen, fragen, fragen

Wenn Sie Ihr erstes Buch veröffentlichen und keine Erfahrungen auf dem Buchmarkt haben, löchern Sie unerschrocken jeden, der etwas dazu sagen könnte: die Mitglieder in Selfpublisher- oder Autorenforen (z. B. auch auf Facebook), die Lektorin Ihres Vertrauens, Schriftstellerkolleg_innen, Fachleute in Schriftstellerverbänden oder den Buchhändler nebenan – ja, noch gibt es ihn.

© Christiane Saathoff